Mehr als drei Millionen Euro Filmförderung hat die HessenFilm und Medien in den ersten Juryentscheidungen des Jahres vergeben. Grundlage ist die neue Förderstruktur, die die Film- und Medienförderung des Landes im April vorgestellt hatte. Unter anderem gibt es nun eine eigene Jury für den hessischen Nachwuchs sowie für die Stoffentwicklung und mehr Flexibilität in den Förderprozessen.
„Schon die ersten Förderergebnisse des Jahres verdeutlichen die Aufbruchstimmung im Filmland Hessen – das freut mich sehr, denn wir haben uns das Ziel gesetzt, dass die HessenFilm eine der progressivsten Filmförderungen in Deutschland wird“, erläutert Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Dazu gehören künstlerischer Wagemut, die Förderung junger Talente und Vielfalt. All dies zeigt sich in der ersten Förderrunde 2022: Starke Projekte von Angelina Maccarone und Tom Schreiber bringen tiefsinniges und top-besetztes Arthouse-Kino nach Hessen. Besonders hervorheben möchte ich Asli Özarslans Verfilmung von Fatma Aydemirs Roman Ellbogen mit einem an allen kreativen Schaltstellen weiblichen Team. Auch Kinder- und Animationsfilme erhalten Produktionsförderung, und mit Unterstützung für den Verleih verhelfen wir bereits fertiggestellten Werken auf die Leinwand. Wir dürfen uns also wieder auf spannende und vielfältige Geschichten made in Hessen freuen.“
Drehtage in Hessen
980.000 Euro erhält Klandestin von Regisseurin Angelina Maccarone. Die mit Barbara Sukowa, Maryam Zaree und Nicolette Krebitz besetzte internationale Ko-Produktion erzählt eine Geschichte von Entwurzelung und Einsamkeit innerhalb der westlichen Wohlstandsgesellschaften und zeigt deren Mängel und Ungerechtigkeiten auf. Das mit dem Deutschen Drehbuchpreis ausgezeichnete Buch wird voraussichtlich Ende des Jahres mit insgesamt 20 Drehtagen überwiegend in Hessen verfilmt.
Die Kölner Produktion Sutor Kolonko dreht im kommenden Jahr Teile des Spielfilms Schöne Seelen mit August Diehl in Offenbach und Frankfurt. Regisseur Tom Schreiber begleitet darin im Jahr 1996 den ewig jugendlichen Tagelöhner Freddy, der das Leben in Deutschland satthat und in einem spanischen Urlaubsort ein neues Leben starten möchte. Die Tragikomödie erhält 320.000 Euro Produktionsförderung und wird von der neu gegründeten Wiesbadener Firma plotless am Standort begleitet.
Sechs Filme starten dank der Verleihförderung in den Kinos
Mit einem weiblichen Team verfilmt Asli Özarslan den Roman Ellbogen von Fatma Aydemir. Dieser handelt von der 17-jährigen Hazal Akgündüz, die auf der Suche nach Heimat fatale Entscheidungen trifft und nach Istanbul fliehen muss. Der Frankfurter jip film und verleih erhält für die Koproduktion mit den renommierten Produzentinnen Jamila Wenske und Melanie Blocksdorf von Achtung Panda! 200.000 Euro.
Für produktionsvorbereitende Maßnahmen erhält der Dokumentarfilm Henriette und Guido – Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte 11.500 Euro. Der Animationsfilm Heidi – Rettung der Luchse (AT) (300.000 Euro), dessen Postproduktion das hessische LIONS Netzwerk übernehmen wird, und der Kinderfilm Kannawoniwasein! der Lieblingsfilm in Koproduktion mit der hessischen sadOrigami (500.000 Euro) erhalten Produktionsförderung. Kannawoniwasein! erzählt nach den zuvor geförderten TV-Produktionen Dschermeni und Völlig meschugge?! erneut eine berührende Geschichte über Freundschaft und die Bedeutung von Familie – dieses Mal für das Kino. Mit Hilfe der Verleihförderung können sechs Filme in den Kinos starten, darunter Blerta Bashollis Film Hive, der in der Kategorie „Bester internationaler Film“ auf der Shortlist für den Oscar 2022 stand und von jip film und verleih herausgebracht wird (40.000 Euro), Lukas Rinkers Debütfilm Ach Du Scheisse! (15.000 Euro) und Isabel Gathofs Dokumentarfilm Fritz Bauers Erbe – Gerechtigkeit verjährt nicht (25.000 Euro).
610.000 Euro für acht Projekte
„Erstmals hat in dieser Förderrunde eine eigene Jury über die Projekte des hessischen Nachwuchses entschieden, der so neuen Raum zur kreativen Entfaltung findet“, so Anna Schoeppe, Geschäftsführerin der HessenFilm und Medien. „Besonders freue ich mich dabei auf Stoffe, die neue Wege bestreiten, ungewöhnliche Figuren zeigen und originelle Erzählweisen finden. Der Darmstädter und Wim-Wenders-Stipendiat Anatol Schuster etwa erzählt in Chaos und Stille von der großen, gesellschaftlichen Sehnsucht nach Stille inmitten des Großstadtchaos. Mit plotlessfilm hat sich erst kürzlich ein neues hessisches Unternehmen gegründet, das nun mit La Hija del Pacifico, einem Stoff zwischen Western und Coming of Age-Drama, an einer vielversprechenden internationalen Ko-Produktion aus Hessen heraus beteiligt ist.“
Die neue Nachwuchsjury der HessenFilm und Medien hat insgesamt 610.000 Euro für acht Projekte beschlossen: Die beiden Kasseler Nachwuchsfilmemacher Zuniel Kim und Christian Wittmoser erhielten 2021 den Hessischen Filmpreis für ihren Kurzfilm Der Lokführer und bereiten mit Hilfe von 40.000 Euro Förderung der HessenFilm und Medien nun die Produktion ihres Dokumentarfilms Bangkok Nox vor. Die in Wiesbaden ansässige Produktionsfirma Acar Entertainment des deutsch-türkischen Schauspielers Numan Acar produziert ihren Kurzfilm Mutterliebe mit 40.000 Euro Produktionsförderung. Auch die Stoffentwicklung erhält nach den neuen Förderrichtlinien der HessenFilm und Medien besondere Aufmerksamkeit: Die neu geschaffene Jury entschied über 81.000 Euro für drei Drehbücher.
Über HessenFilm und Medien
Als erste Ansprechpartnerin in Sachen Filmförderung stärkt die HessenFilm und Medien die hessische Film- und Medienbranche und hilft dem Land, seine Position als Kultur- und Wirtschaftsstandort für die Zukunft weiter auszubauen. Sie unterstützt sowohl die künstlerische wie auch die kommerzielle Qualität von Filmproduktionen, um optimale Bedingungen für die hessische Kreativwirtschaft zu schaffen. Gesellschafter der HessenFilm und Medien GmbH sind das Land Hessen (90 Prozent) und der Hessische Rundfunk (zehn Prozent).